21.11.2025 - Ein neues Konzertprogramm

Herausforderung für Körper und Geist

 

Habt Ihr Lust, mich auf dem Weg zu einem neuen Programm zu begleiten?

Am Anfang steht meist ein Termin oder anders ausgedrückt: Jemand fragt bei mir eine Konzert für einen bestimmten Tag an. Manchmal zielt die Anfrage auf eine ganz bestimmte Besetzung hin – also z. B. Flöte und Klavier – oder auf ein bestimmtes Themenfeld – z. B. Frauen in der Musik. Manchmal kommt es aber auch vor, dass mir freigestellt wird, was und in welcher Besetzung ich zusammenstelle. Spätestens dann startet in meinem Kopf das Karussell, denn eine Gelegenheit für etwas ganz besonders, neues tut sich schließlich auf.

 

Manchmal passiert es, dass sowieso gerade etwas in mir schlummert, das unbedingt gemacht werden möchte – vielleicht eine ganz ungewöhnliche Besetzung, wie z. B. Flöte und Kontrabass. Dann mache ich mich auf die Suche nach den passenden Stücken und frage bei den entsprechenden Kolleginnen oder Kollegen nach, ob sie Zeit und Lust haben.

Oder aber ich möchte eine bestimmte Stimmung erzeugen – z. B. Ruhe und Entschleunigung in hektischen Zeiten – und überlege mir, wie das am schönsten zu erreichen ist.

 

Sind diese ersten Rahmenbedingungen geschaffen, kümmere ich mich um Notenmaterial, Probentermine, Probenort und Programmablauf. Dieser letzte Punkt hat es in sich, denn es ist von entscheidender Bedeutung, in welcher Reihenfolge unsere zukünftigen Programmpunkte aneinandergereiht werden. Soll das Konzert von Anfang bis Ende in einem Atemzug durchlaufen, ohne Brüche, ohne Pause, aber mit einem großen Bogen vom Anfang bis zur Zugabe? Oder setzen wir gerade auf Abwechslung, ja soll diese der rote Faden durchs Programm sein?

 

Diese Phase ist die unangenehmste im Projektverlauf, denn erst wenn das Programm samt Ablauf beschlossen ist, können wir uns vorstellen, in welche Richtung die Probenarbeit gehen könnte.

 

Nun folgt ein erstes Treffen. Die Noten sind im Vorfeld schon verteilt worden und ein Durchlauf durch das Programm zeigt, wieviel Arbeit auf uns wartet. In der Folgezeit arbeitet jeder für sich an der Literatur und bereitet so die erste richtige Probe vor.

 

Findet diese statt, so ist der Startschuss gefallen für eine Schlussstrecke, die jedes Mal gleich abläuft. Von Probe zu Probe rauft man sich immer besser zusammen, findet langsam zueinander, erkennt das eine oder andere Unerwartete in der Literatur und formt so das zukünftige Programm. Meist ist diese Arbeit nicht kontinuierlich aufwärts und nach vorn, sondern lässt uns oftmals mit uns und der Welt hadern, obwohl zuvor alles gut aussah. Mal ist der eine zögerlich unterwegs, mal grübelt die andere an unerwarteter Stelle, mal klappt einfach gar nichts, vermutlich weil die Anspannung (oder die Müdigkeit) bei allen zu groß ist. Unterschiedliche Befindlichkeiten müssen ausgehalten werden und möglicherweise lässt uns ausgerechnet jetzt das Instrument oder die Gesundheit im Stich.  

Klingt alles anstrengend, ist es auch.

Aber was ich noch nicht erwähnt habe: Wir tun tagtäglich das, was wir lieben. Musikerinnen und Musiker schauen selten auf die Uhr und pochen auf eine geregelte Wochenarbeitszeit. Deshalb kommt es oft vor, dass wir uns am Rande des Möglichen bewegen.

 

Früh morgens üben, um 10 eine Probe, nur ein paar Minuten Mittagspause, schnell was essen und wieder ins Auto oder in die S-Bahn, dann Schüler und am Abend wieder eine Probe oder ein Schülervorspiel. Nicht zu vergessen zwischendurch Organisationskram, der sehr zeitintensiv und umständlich sein kann. So sieht ein ganz normaler Arbeitstag aus, der dann, wenn man mal nachrechnet, locker 11 Stunden Musik beinhaltet. In einer Projektphase häufen sich solche Tage und auf sie folgt dann meist ein Wochenende mit einem Konzert.

 

Die letzten Tage vor dem Konzert sind Konzentration pur. Im Kopf geht man ständig den Ablauf durch. Denn auch solche Dinge wie Blättern oder Ansagen vor oder zwischen den Programmpunkten müssen gut durchdacht und gut abgespeichert sein. Sind alle Noten ordentlich vorbereitet? Ist alles so sortiert, dass es kein unnötiges Umräumen oder Suchen auf dem Notenständer gibt? Sind wichtige Eintragungen auch bei schlechtem Licht zu lesen?

Spätestens zwei Tage vor dem Konzert geht es vor allem darum, immer wieder den Ablauf durchzuspielen, damit alles selbstverständlich wird. Meist stolpert man ausgerechnet jetzt über Stellen, die in den Wochen zuvor nie ein Problem waren und dann heißt es, Ruhe zu bewahren.

Mit Gelassenheit, Erfahrung und Routine ist so etwas dann gut in den Griff zu bekommen.

 

Am Konzerttag selbst geht bestenfalls alles seinen Gang. Die meisten Musikerinnen und Musiker haben feste Abläufe, die sie befolgen, auch um die Nervosität im Griff zu haben.

Der Tag nach dem Konzert fühlt sich an, als habe man einen Marathon bestritten. Kopf leer, Körper erschöpft, wenn alles gut ging zufrieden und motiviert für Neues.

 

Was ich hier beschreibe sind Konzert-Projekte der besonderen Art. Natürlich gibt es auch ganz andere Abläufe. Weniger komplex, schon jahrelang bekannte Literatur, selbst ist man nicht der Verantwortliche. Dann kann das auch ganz entspannt sein und ein Konzert ist kaum belastend.

 

Ich versuche, in einem Jahr nicht mehr als 5 komplexe Programm einzuplanen. Werden es noch mehr, lassen sich Überschneidungen nicht vermeiden und das macht das ganze wesentlich anstrengender. Zweimal im Jahr möchte ich es gern möglich machen, vier Wochen von Proben und Konzerten freizuhalten. Das ist wichtig, damit der Kopf wieder zur Ruhe kommt und danach dann mit ganzer Kraft neue Projekte anpacken kann. In der Zwischenzeit läuft natürlich das Musikerleben weiter. Schülerinnen und Schüler wollen unterrichtet werden und ich selbst übe viel, ohne an einem speziellen Projekt zu arbeiten. Da geht es dann um Technik, den Ton, Haltung – eben um Grundsätzliches und das macht mir immer viel Spaß.

 

Habt Ihr Euch das so vorgestellt? Oder war Eure Idee von einem Musikerleben ganz anders? Schreibt mir gern. Ich bin gespannt auf Eure Kommentare.